Freitag, 21. November 2008

Verhandeln statt schießen

Thailand und Kambodscha kündigen Gespräche zur Lösung ihres Grenzkonflikts an
Von Thomas Berger
Thailand und Kambodscha wollen in der kommenden Woche über eine Beilegung ihres zuletzt eskalierten Grenzkonfliktes beraten. Diese Nachricht aus Bangkok und Phnom Penh nährt vorsichtige Hoffnungen, daß es zu keinen neuen Konfrontationen im Umfeld des mittelalterlichen Preah Vihear Tempels kommen wird, dessen unmittelbar angrenzendes Gelände von beiden Staaten beansprucht wird. Den ganzen Oktober durch hatte es immer wieder Vorwürfe von Grenzüberschreitungen und auch intensive Schußwechsel gegeben, bei denen mehrere Soldaten getötet bzw. verletzt wurden. Überlegungen der UNESCO, vor diesem Hintergrund den erst im Juli auf die Weltkulturerbe-Liste gesetzten Tempel wieder daraus zu streichen sowie der internationale Druck haben die Nachbarn jetzt an den Verhandlungstisch gezwungen.
Gleichwohl gibt es auch beunruhigende Nachrichten. So will Kambodscha seinen Verteidigungsetat auf 500 Millionen Dollar verdoppeln – Hintergrund sei, daß sich bei den jüngsten Auseinandersetzungen die schlechte Ausstattung der Armee gezeigt habe. Waffen und andere Ausrüstungsgegenstände der Soldaten sind zum Teil schon Jahrzehnte alt, weshalb die Regierung sie nun erneuern will.
Thailands Parlament wiederum hat der Regierung in Bangkok bereits grünes Licht für umfassende Grenzgespräche mit der Gegenseite gegeben. Dabei wird es dem Vernehmen nach nicht nur um das wenige Quadratkilometer große Areal am 900 Jahre alten Preah Vihear Tempel gehen. Auch andere Konfliktstellen entlang der 798 gemeinsamen Grenzkilometer sollen in die Gespräche aufgenommen werden. Ein Großteil der Linie führt durch schwer zugängliche Dschungelgebiete und ist nie richtig markiert worden. Zu Zeiten des kambodschanischen Bürgerkriegs war dies das Rückzugsareal für die verbliebenen Kämpfer der Roten Khmer, die zudem die Gegend vermint haben. Mehrere thailändische Soldaten waren kürzlich verunglückt, als sie im Wald auf diese Landminen traten.